Der Zug von Nha Trang nach Ho Chi Minh

Train SE7
Einfahrt Zug SE7

Der Kluge reist im Zuge, dachten wir. Die Zugfahrt mit dem „Schnellzug“ von Nha Trang nach Ho Chi Minh City kostet 12 EUR pro Person. Für die siebenstündige Fahrt schien uns das auch preiswert. Wir sind morgens um 9 Uhr aus dem Hotel ausgecheckt und sind mit dem Taxi zum Bahnhof gefahren. 

Trainstation Nah Trang
Bahnhof Nha Trang

Das Bahnhofsgebäude ist winzig und alt. Es hatte einzelne Bildschirme an der Wand, diese funktionierten aber nicht. Die Staatsbahn VNR betreibt Bahnhof und die Züge. Den Bahnhof kann man per Gmail-Adresse erreichen. Auch alles andere kommt uns sehr improvisiert vor. Bevor man in Zug kann, wird bei der Türe zum Bahnsteig die Karten „geprüft“ (jemand schaut einfach kurz, ob man was hat). Auch im Zug hat niemand unsere Karten kontrolliert, sodass man umsonst fahren könnte. 

Restrooms Train SE7
Toiletten im Zug

Beim Einsteigen offenbarte uns unser Schicksal. Ein richtig übler Geruch ist uns in die Nase gestochen. Der kam wohl von den grauenhaften Toiletten. Der Zug befindet sich allgemein in einem katastrophalen Zustand. Die Sitze sind jeweils hinten mit der Nummer versehen, was nicht nur bei Touristen Verwirrung stiftet. 

Unser Gepäck gut verstaut, ging es dann los. Uns gegenüber sass wohl eine einheimische Grossmutter mit Enkel. Der kleine war hellwach und hat eine Cola-Dose auf dem Tisch. Bei Abfahrt ist diese das erste Mal auf den Boden gefallen. Ich habe sie ihm gehoben. Weil nebst den schlecht ausgebauten Zügen und Bahnhöfe auch die Gleise schlecht ausgebaut sind, wackelt der Zug sehr stark. Deshalb fiel die Dose noch ein paar Male runter. Als sich der Dosenboden bereits gewölbt hat, öffnete die Grossmutter die Dose. Und während Cola in alle Richtungen schoss, hielt sie die Dose überrascht weg von ihr, natürlich in meine Richtung.

Food Train SE7
Essen im Zug

Zwischen unserem Sitz war ein Fuss (kein abgetrennter) und wir konnten gleichzeitig drei vietnamesische Talkshows in voller Lautstärke verfolgen. Weil viele Einheimische Essen in grossen Mengen im Zug transportieren, stinkt es grauenhaft. Vor allem den Geruch von getrocknetem Fisch bringt man nicht so schnell aus der Nase. Dann kam der Fresswagen. Die Geruchskulisse verschlechterte sich zunehmend. Wie sehr habe ich mir ein überteuertes Elvetino Sandwich gewünscht. Und noch keine 20 Minuten waren wir unterwegs. Der Fall war klar, wir müssen da raus. Ich habe mir den nächsten planmässigen Halt auf Google Maps notiert, den Weg zum nächsten Flughafen ausgerechnet und einen Flug am Nachmittag vom Flughafen Cam Ranh nach Hoh Chi Min City gebucht.

ein weiterer Fresswagen

Es war eine Erlösung, als wir aus dem Zug ausstiegen. Der Bahnhof von Thap Cham ist kein Ort zum Verweilen. Überall Müll und Dreck. Schnell wurden wir von einem Taxifahrer angesprochen. Ihm haben wir unseren Plan geschildert. Er freute sich wahrlich über die fast zweistündige Fahrt. 

Taxi Vietnam
ausgebüxte Wasserbüffel

Auf der Hauptstrasse sind uns die vielen amerikanischen Trucks aufgefallen. Auch die Strasse erinnert an einen Freeway in den USA. Später hat mich Wikipedia schlau gemacht. Die Strassen haben auch die Amerikaner gebaut, als sie Südvietnam unterstützt haben. Die Partei hat sich kurz nach der Wiedervereinigung von Süd- und Nord-Vietnam noch darüber lustig gemacht, weil sie überdimensioniert sei. Aus meiner Sicht das einzig Richtige und damals sehr weitsichtig geplant. 

2.5 Stunden vor Abflug sind wir am Flughafen angekommen. Der Taxifahrer wollte nicht den vollen Betrag vom Taximeter annehmen. Das war lieb, aber ich konnte nicht anders, als ihm denn vollen Betrag und ein Trinkgeld zu geben. Er freute sich riesig. Das Check-in verlief dann schnell. Wir wurden aber darauf hingewiesen, dass wir uns fünf Minuten noch in der Nähe vom Counter aufhalten sollen, falls man etwas Unerlaubtes im Gepäck findet. Es gab ein Schalter, wo alles Gepäck mit unerlaubten Sachen wieder zurückkam. Nach zehn Minuten sind wir dann zum Security-Check.

baggage screening
Clever oder dumm?

Zu meiner Freude ging es mit einer neuen A321 Neo auf den ca. 30-minütigen Flug. Somit sind wir immer noch eine Stunde schneller als der „Schnellzug“. Wir haben uns einen Sitz mit Beinfreiheit für je zwei Franken gebucht. Diese haben sich trotz der kurzen Flugdauer gelohnt. Das Ibis Saigon Airport haben wir bereits vorab gebucht. Der Weg wäre zu Fuss machbar, aber ohne Gehsteige trotzdem fast unmöglich. Deshalb haben wir den ersten Taxifahrer gefragt, wie viel er für die ca. 400 Meter Fahrt möchte. Nach langem Rechnen ist er mit seinem Angebot auf 300k VND gekommen, welches wir lachend abgelehnt haben. Dann sind wir im Regen losgelaufen und dann nach fünf Minuten durch Feierabendverkehr im Hotel angekommen.

warten an der Ampel

Wieder einmal sind unsere Pläne nicht aufgegangen. Wir haben für den Zug 24 EUR für zwei Tickets bezahlt, dann sind wir mit einem Taxi für 1 Mio. VND zurück an Flughafen gefahren und dann für 118 USD nach Saigon geflogen. Wir haben 24 EUR und ca. 500k VND fürs Taxi zurück zum Flughafen mehr bezahlt, als wenn wir direkt geflogen wären. Weil der Flughafen ca. 30 Kilometer südlich von Nha Trang liegt, hätten wir auch aus dem Hotel ca. 500k VND für Taxi an Flughafen bezahlt. Und der Bahnhof war direkt im Zentrum. Es wäre mit dem Zug günstiger gegangen, aber wir hätten vielleicht einen kleinen psychischen Schaden davon getragen. Und wir haben einen sehr freundlichen Taxifahrer kennengelernt. Zudem hatten wir so auch mal einen Domestic Flight in Vietnam gemacht.